Ortswappen
.......... zum Gasthof -->
Nicht erst heute: Konkurrenz des bayrischen Biers
Von unserem Ortschronist Johannes Singer
In einem Geschichtsbuch unbekannter Herkunft ist zu lesen: Brunn, eine Stunde von Reichenbach, eine Meile von Greiz, in
ziemlich hoher und etwas rauher Gegend gelegen, gehörte in der Zeit seiner Entstehung zur
großen Herrschaft Myla, Mila (provincia quae Mila dicitur cum Reichenbach et omnibus
pertinentiis suis) Außer der Stadt Reichenbach und dem Flecken Mylau gehörten
dazu:Brunn, Friesen, Cunsdorf, Lambzig, Ober- und Unter-Heinsdorf, Oberreichenbach,
Rotschau, Schneidenbach, Schönbach, Waldkirchen, Weisensand, Wolfspfütze und Plohn.
Diese Herrschaft wurde im Jahre 1212 vom Kaiser Friedrich II. an den König Ottokar von
Böhmen verschenkt, gelangte hierauf im Jahr 1223 unter die Herrschaft der Grafen von
Reuss und kam dann an Kaiser Karl IV., welcher sich oft auf dem Schlosse zu Mylau
aufgehalten und der Stadt Reichenbach viele Privilegien geschenkt hat. Später und zwar
ungefähr ums Jahr 1435 unter der Herrschaft des Churhauses Sachsen, gelangte die
Herrschaft an das alte adlige Haus der Herren von Metzsch, welche anfangs nur die
Administration von Mylau und Reichenbach hatten, in der Folge aber die ganze Pflege Mylau,
wozu Reichenbach, Lengenfeld, Ober- und Niederstein, Friesen, Cunsdorf, Brunn, Schönbach,
Oberreichenbach Ober- und Niederheinsdorf- Schneidenbach, Waldkirchen, Schönbrunn, der
Hammer an der Göltzsch, Weißensand, Wolfspfütz, Rothschau und Lambzig gehörten, erb-
und eigenthümlich erhielten. Nach Einführung der Reformation geriet Joseph Levin von
Metzsch mit dem Inhaber des Hauses, Georg Röder, in Streit, welcher durch den sogenannten
Röderschn Vergleich im Jahre 1534 beigelegt wurde und vermöge dessen Herr von Metzsch
das Patronats- und Collaturrecht der Geistlichen und Schulstellen erlangte. Später wurde
das Deutsche Ordenshaus gegen eine~ Kaufschilling im Jahre 1659 von Herzog Moriz Wilhelm
zu Sachsen-Naumburg an Friedrich von Metzsch erblich überlassen. Das herrschaftliche
Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäuden in Brunn ist erst im 17.Jahrhundert nach dem 3ojähigen
Kriege von diesem Friedrich von Metzsch erbaut und hergestellt, nachdem vorher nur ein zur
Bewirtschaftung des Gutes nothwendiges Gebäude dastand. Geschmackvoll, wie im Stammgute
Friesen an der Straße von Reichenbach nach Greiz, ist auch hier die Einrichtung der
Gutsumgebungen und man kann nur den feinen Geschmack des Besitzers loben und anerkennen.
Wandertip anno dazumal: Uber Friesen nach Brunn Möge Jeder, welcher auf der Sächs.-Bay.
Eisenbahn nach Reichenbach kommt, nach dem schöngelegenen Friesen wandern und von da hin
weiter nach Brunn, welches seit Jahren bekannt ist, durch seine ausgezeichnete Brauerei
Lange vorher, wo man an die bayerschen Biere noch nicht gedacht hat, bestand hier in
unserem schönen Voigtlande eine Brauerei, die sich nicht schämen durfte, mit allen
Bieren, die jetzt von Bayern kommen, zu wetteifern und hinsichtlich des feinen
Geschmackes, hinsichtlich seiner Reinheit, hinsichtlich seines wohltätigen Eindrucks auf
die Gesundheit der Genießenden mußte dieses Bier allen anderen weit und breit gebraut
werdenden Bieren vorgezogen werden. Auch jetzt behauptet es noch seinen alten Ruhm,
obschon das Consumo nicht ein so bedeutendes ist, da die bayrischen Biere gerade in
hiesiger Gegend zu weit verbreitet sind. Denn jedes Dorf, jede Schenke in der dasigen
Umgegend, läßt sich bayrisches Bier kommen, mehr aus Gewohnheit, als aus Bedürfniß,
denn jeder Arbeiter, jeder Feinschmecker könnte sich eigentlich mit dem Brunner Bier
hinlänglich begnügen, wenn man nur sonst nicht immer das Ausländische mehr vorziehen
wollte, als das im Lande Erzeugte. Man sollte meinen, daß Brunn in allen Verhältnissen,
in Gerichts- und Kirchenangelegenheiten ganz gleiche Schicksale mit Friesen und
Reichenbach gehabt haben müsse, da es von jeher zu der großen Herrschaft Mylau gehört
hat und zunächst nach Mylau, wenigstens auch in die Kirche gepfarrt sein müsse. Und doch
ist dem nicht so. Brunn ist mit Schönbach, Erlmühl, Raumfeld, Römersgrün und
Rottmansdorf nach Neumark eingepfarrt, wogegen es nach Cunsdorf eingeschult ist. Nach
Neumark gefahrvoller, als nach Reichenbach Neumark gehörte nie zur Herrschaft Mylau,
vielmehr war dasselbe schon frühzeitig ein besonderer Marktflecken und hatte seine
eigenen Besitzer. Durch die Streitigkeiten mit dem Inhaber des deutschen Hause und
vorzüglich durch den sogenannten Röderschen Vergleich, muß ein derartiges Abkommen
getroffen worden sein, demzufolge ,Brunn nach Neumark in die Kirche verwiesen wurde. Denn
die größere Nähe nach Neumark kann nun und nimmermehr eine Norm abgegeben haben, da in
früherer Zeit der Weg nach Neumark gefahrvoller war, als nach Reichenbach. Es ist diese
Einpfarrung um so merkwürdigr, da Neumark schon zur Euphorie Zwickau gehört, und Brunn
bezüglich seiner Verweisung in die Schule nach Cunsdorf der Euphorie Reichenbach
untergestellt ist. Cunsdorf selbst ist mit Oberreichenbach, Unterheinsdorf, Schneidenbach
und Klein Weißensand nach Reichenbach eingepfarrt. Auf alle Fälle hatte Friesen in den
früheren Zeiten seine eigene Kapelle zu welcher Brunn gehörte. Diese Kapelle mag später
aufgehoben worden sein, denn im Jahr 1545 wurde Friesen in die Kirche nach Mylau gewiesen
und zwar mit Kunsdorf und Kahmer, Brunn war für Mylau nicht gelegen genug und so mag ein
Abkommen unter den damaligen Patronatsherren getroffen worden sein, wodurch Brunn nach
Neumark gewiesen wurde. Übrigens ist Brunn ein freundlicher Ort und bildet eben so eine
Vermittlung zwischen dem Vogtland und dem Erzgebirge. Im Süd-Osten verbreitet sich das
Herrn-Holz, welches zu Friesen und Reichenbach gehört. Der Ort selbst ist viel größer
und stärker als Friesen. Brunn hat 140 Häuser mit 263 Einwohnern, wogegen Friesen nur 19
bewohnte Gebäude mit 181 Insaßen zählt. Beide Orte, die früher ihre eigene
Gerichtsbarkeit hatten, gehören jetzt zu dem Gerichtsamte Reichenbach, wohin jetzt auch
Neumark gewiesen ist, welches früher dem erzgebirgischen Kreise mehr angehörte, worauf
man aber bei der neuen Eintheilung der Gerichtsämter keine Rücksicht mehr genommen hat,
da man solche mehr nach den Kreisdirectionsbezirken abgerundet hat.